Zum Wirtschaftsnobelpreis für Philippe Aghion und Peter Howitt

Philippe Aghion und Peter Howitt haben zusammen die Hälfte des heurigen Wirtschaftsnobelpreises erhalten (die andere Hälfte geht an den Wirtschaftshistoriker Joel Mokyr). Sie haben die ökonomische Theorie seit den 1990er-Jahren mit ihren Arbeiten über Wirtschaftswachstum und die Folgen technologischer Umwälzungen nachhaltig geprägt. Kern ihrer Arbeiten ist der Prozess der „kreativen Zerstörung“, den Schumpeter geprägt hatte und der seit der Industriellen Revolution die wirtschaftlichen Entwicklung kennzeichnet: Neue Technologien werden entwickelt, führen zu Produktivitätswachstum und erhöhen entsprechend die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Aber es gibt Hindernisse und Fallen.

Zwei Aspekte sind dabei von besonderer Bedeutung. Erstens haben sich Aghion und Howitt bereits 1992 in einem einflussreichen Artikel damit auseinandergesetzt, was Unternehmen motiviert, überhaupt in F&E zu investieren. Vor dem Hintergrund der mittelhochtechnologisch geprägten österreichischen Wirtschaft ist besonders relevant, dass die etablierten Unternehmen versuchen werden, ihren Status zu halten, technologische Revolutionen also ihren Interessen gegenläuft. So lautet auch ein Kern-Ergebnis jenes Artikels: „Die Aussicht auf weitere zukünftige Forschung hemmt die aktuelle Forschung, da sie die durch die aktuelle Forschung erzielten Gewinne zu zerstören droht“ (Aghion & Howitt 1992, S. 323, eigene Übers.).

Zweitens haben sich Aghion und Howitt (gemeinsam mit Giovanni L. Violante, 2002) auch mit den Auswirkungen auf die Einkommensverteilung auseinandergesetzt. Neue Technologien benötigen auch neue Fertigkeiten, welche auf den Arbeitsmärkten entsprechend entlohnt werden. Daraus lässt sich ableiten, dass die Entwicklung Künstlicher Intelligenz ebenfalls dazu führen wird, dass bestimmte Fertigkeiten aus Sicht der Unternehmen besonders begehrt sein werden, andere werden weniger nachgefragt oder sogar obsolet werden. Zur Einkommensverteilung zählt natürlich auch die Verteilung zwischen Arbeit und Kapitel. 2021 formuliert Aghion (gemeinsam mit Céline Antonin and Simon Bunel, 2020) die These, dass bahnbrechende Innovation zwar einige sehr reich machten, aber nicht die allgemeine Ungleichheit erhöhe. Letztere resultiere eher aus Lobbying und daraus resultierenden Regulierungen, die zu langsamerem Wachstum und geringerer sozialer Mobilität führten. Die Lösung des Problems sei ein aktiver Staat, der die Arbeitnehmer vor den Unwägbarkeiten einer dynamischen Wirtschaft schützt – andernfalls könne der rasante Erfolg einiger schnell wachsender Konzerne die Anreize zur Innovation reduzieren. Folglich sollten die Wettbewerbsbehörden Anreize zur Entwicklung von Innovationen setzen sowie die Marktanteile der Unternehmen beobachten und gegebenenfalls beschränken.

Sascha Sardadvar, WPZ Research, 14. Oktober 2025

Quellen: